Die Siedlungsanlagen Aquileias entwickelten sich westlich der damals wichtigsten Verkehrsachse (heute Regionalstraße SR 352) und außerhalb des republikanischen Mauergrundrisses der antiken Stadt.
Beide Wohnviertel gehörten zum Grund der Arbeitergenossenschaft Aquileias (Fondo CAL) und zum Grund des Beneficio Rizzi (Fondo Beneficio Rizzi) und wurden in den 50er Jahren vom Staat aufgenommen.
Die Wohnreste stammen aus verschiedenen Epochen in der Baugeschichte Aquileias – ein Zeichen dafür, dass vom 1. bis zum 4.-5. Jh. etliches verändert, renoviert und zusammengefügt wurde.
- Östliche Domus
(Haus des Hofes mit Kolonnaden, Haus des Dionysos mit Silene und Satyrn, Haus der kleinen Thermen)
Überragend, im Norden der Ausgrabungsstätte Fondo CAL befinden sich Reste eines großen Saales mit Apsis, der auf ein Säulenatrium blickte und der heute von einer modernen Struktur umgeben ist. Lange Zeit wurde der Saal aufgrund des “Guten Hirten” Mosaiks (4. Jh.) mit einem frühchristlichen Oratorium identifiziert. Heutzutage erkennt man daran eher den Empfangssaal eines wohlhabenden Besitzers. Im 4. Jh. hatte dieser Saal mehrere vorhandene Wohnungen vereinigt und einen einzigen Komplex gegründet: südlich kamen ein zweiter Saal mit Apsis und ein großer Empfangssaal dazu. - Westliche Domus
(Haus der schwarz-weißen Mosaiken)
Im westlichen Bereich der Siedlungsanlage des Fondo CAL kann man heute eine weitere Wohnung besichtigen: sie bestand aus mehreren Räumen mit Fluren, die sich um ein inneres Peristyl entwickelten. Aufgrund der geometrischen schwarz-weißen Mosaiken geht sie überwiegend auf die Zeit des Augustus zurück. In tieferen Bodenschichten wurden frühere Strukturen mit anderen Orientierungen entdeckt. - Mosaik des Guten Hirten
Das Mosaik des “Guten Hirten” dekoriert den Saal mit Apsis, der sich am nördlichen Rand der Ausgrabung des Fondo CAL befindet. Die Figur befindet sich in einem Kreis in der Mitte des Mosaikteppichs. Ringsherum erscheint ein kompliziertes geometrisches Schema von Rauten und Quadraten, die mit achteckig dekorierten Feldern gefüllt sind. Darin erscheinen (außer dem Guten Hirten) Fische, Delphine, Pfaue, Enten, männliche und weibliche Büste, die nicht unbedingt auf das Christentum hinweisen, wie es lange Zeit gedacht wurde, sondern eher allgemein zum Repertoire der nichtchristlichen Ausschmückungen im 4. Jh. gehören.