Ein Spaziergang in Aquileia wird zur Reise in die Vergangenheit; dorthin, wo sich die tiefsten Wurzeln unserer Zivilisation befinden: das Forum, der Binnenhafen, die Mosaike der Domus und der Antiken Thermen, die Nekropole und die Überreste, die bei jeder Grabung ans Tageslicht kommen, erzählen von einer Zeit, in der Völker und Waren aus dem ganzen Mittelmeerraum an diesem Punkt zusammenströmten, sich Religionen und Kulturen vermischten, die Glaskunst verfeinert, Edelsteine bearbeitet und Münzen geprägt wurden; sie erzählen von einer Welt im Umbruch, von Kaisern auf Besuch, von Legionen und von Männern und Frauen, die vor zweitausend Jahren dieses Land bewohnten.
Wir als Stiftung Aquileia möchten diesen Zeitzeugnissen eine Stimme verleihen, die „Steine“ sprechen lassen, damit sie allen – insbesondere den jungen Generationen – den Wert und die Bedeutung des Kulturerbes von Aquileia verdeutlichen.
Mit Gründung der Stiftung Aquileia im Jahr 2008 begann eine Wiederbelebung der Ausgrabungsstätte, die 2018 ihr zwanzigjähriges Jubiläum als UNESCO-Welterbe feiert: neue, bedeutende Ausgrabungsarbeiten führten zur Valorisierung und vollständigen Sanierung des Herzstücks von Aquileia, der Piazza der Patriarchalbasilika. Sie umfasst heute zwei neue Bereiche – die Südhalle und die Domus und Bischofsresidenz – wo Mosaike bewundert werden können, die bislang nur Wissenschaftlern bekannt waren. Mit der gleichen Philosophie – Forschung, Grabung, Valorisierung – gehen wir an anderen archäologischen Stätten (Fondo Cossar, Binnenhafen, Fondo Cal) vor.
Aquileia ist wieder Hauptthema der komplexen – nicht nur italienweiten – kulturellen Debatte hinsichtlich der Valorisierung von Kulturgütern; und es hat mit der Südhalle und der Domus und Bischofsresidenz konkrete Beispiele vorzuweisen. Insbesondere die Valorisierung der Südhalle fand auf internationaler Ebene durch zahlreiche bedeutende Auszeichnungen Anerkennung – Europa-Nostra-Preis, Preis der Mailänder Triennale, Piranesi Prix de Rome – als eine Lösung, bei der die Identitätsmerkmale der Stätte miteingebunden wurden und der sie umgebende Kontext erhalten blieb.
Gleichzeitig konnten wir dank neuer Technologien die Wahrzeichen des antiken Aquileias auf verschiedenen Plattformen und mit neuer Sprache zugänglich machen (3D-Rekonstruktionen der archäologischen Ausgrabungsstätten), die man sich nun anschauen kann und nicht mehr nur vorstellen muss (You Tube-Video,,App Antica Aquileia 3D“).
Während des bereits zum 9. Mal stattfindenden Aquileia Film Festival zum Archäologiefilm kamen in den vergangenen Jahren große Populärwissenschaftler, Direktoren von Museen und archäologischer Missionen bei uns zu Wort.
Im Rahmen der Aufarbeitung von Geschichte und Kultur haben wir ebenfalls Beziehungen mit Ländern des Mittelmeer- und des Balkanraums geknüpft und den Ausstellungszyklus „Verwundet Archäologie“ geschaffen, um Aquileia die Rolle zurückzugegeben, die es verdient; um die ihr zugedachte Bestimmung als Bindungen schaffender und Bindungen aufrechterhaltender Ort des friedlichen und erfolgreichen Zusammenlebens neu zu bestärken, damit es wie eine Botschaft der Toleranz wirken kann. Bisher fanden in diesem thematischen Rahmen die Ausstellungen „Das Bardo-Museum in Aquileia“, „Löwen und Stiere aus dem antiken Persien in Aquileia“ und „Portraits aus Palmyra in Aquileia“ statt. 2018 wurde bei Allemandi der Band „Die Geschichte von Jona. In den Mosaiken der Basilika von Aquileia“ veröffentlicht.
Wir sind überzeugt, dass der Reichtum und die Vielfalt des aquileischen Kulturerbes, das mitunter einzigartige und bedeutende Bereiche, Aspekte und Situationen umfasst, nicht nur einigen Wenigen vorbehalten sein dürfen; vielmehr muss von ihnen eine bildende und bereichernde Wirkung ausgehen, die Kulturgüter im allgemeinen Sinn laut Verfassung ausüben sollten.